Blitzumfrage zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die bulgarische Wirtschaft

06.07.2020

Durchgeführt von der AHK Bulgarien vom 18.06. bis 20.06.2020

Zu Beginn des Jahres trat Covid-19 weltweit auf und die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen sind bereits vorhanden. Das Arbeitsumfeld änderte sich dramatisch und die bulgarische Wirtschaft musste sich an die neue Realität anpassen.

Diese Blitzumfrage hat das Ziel einen Überblick über den aktuellen Stand dieser Situation bei den Mitgliedern der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer in Bulgarien zu geben.

Die Umfrage wurde vom 18.06.2020 bis zum 22.06.2020 durchgeführt und von 60 Mitgliedsunternehmen der AHK Bulgarien beantwortet. Dies sind überwiegend bulgarische Unternehmen, welche sowohl Handels- als auch Investitionsbeziehungen zu Deutschland und deutschen Investoren in Bulgarien pflegen. An der Umfrage nahmen Unternehmen aus verschiedenen Branchen teil: Dienstleistungen, Finanzen und Consulting (15%), Transport und Logistik (8%), IT und Software (15%), Maschinenbau (8%), Groß- und Einzelhandel (15%), Herstellung von Elektronik und Automotiv (11%), Medizintechnik und pharmazeutische Dienstleistungen (10%), Textilindustrie (6%), Herstellung und Verarbeitung von Metallen (3%) und Sonstige (5%).

Im Vergleich zu der Umfrage zu Beginn der Krise, wo die Mehrheit der Teilnehmer (30,77%) einen deutlichen Umsatz-/ Einnahmenrückgang aufgrund des Corona-Virus erwartete, verteilen sich die Zahlen jetzt etwas breiter. Einen Rückgang von mehr als 30 % erwarten jetzt 21,28% der Befragten. Weitere 21,28% gaben an, dass sie die Situation und die Folgen, die auf sie zukommen, immer noch nicht abschätzen können. Die restlichen Unternehmen erwarten einen Rückgang von mehr als 10% (19,15%), mehr als 50% (12,77%) und einen geringen Rückgang von weniger als 10% (21,28%). Nur 4,26% der Teilnehmer erwarten nach dem Ende des Ausnahmezustands keinen Rückgang.

In Bezug auf die zu ergreifenden unternehmerischen Maßnahmen während der Krise, antworteten 16,09% der Unternehmen, dass sie ihre Mitarbeiter/innen in unbezahlten oder bezahlten Urlaub schickten.

Das sind 12% mehr im Vergleich zu den Ergebnissen der Befragung im Frühjahr. 15,49% müssen einen Teil ihres Personals abbauen und weitere 19,72% werden ihre Produktionskapazität reduzieren, um zusätzliche Kosten zu sparen. Nur 12,69% der Unternehmen sind bereit, in Kurzarbeit zu gehen, während die restlichen 35,21% (sonstige) Maßnahmen wie Home Office, Arbeitsplatzumstrukturierung oder interne Umstrukturierung wählen. Hier hat sich die Zahl im Vergleich verdoppelt. Die Unternehmen greifen jetzt lieber zu diesen Alternativen.

Auf die Frage "Spüren Sie bereits jetzt Auswirkungen des Corona-Virus auf Ihre Geschäfte in Bulgarien?“ antworteten 87,23% der Befragten mit "Ja" und nur 12,77% mit "Nein". Hier ist interessant zu beobachten, dass die Anzahl an Firmen, die noch nicht von der Krise betroffen sind, im Vergleich zum März, um 5% gestiegen ist. Dieses Ergebnis wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, in der das Virus das Unternehmertum beeinflusst. 23,31% fühlen sich bzgl. zukünftiger Geschäfte und/oder Investitionen unsicher. Die meisten Teilnehmer erleiden aufgrund von Absagen von Geschäftsinitiativen, Geschäftstreffen, Messen und Veranstaltungen (19,55%) Verluste. Liquiditätsengpass (9,02%), Rückgang der Nachfrage nach eigenen Produkten (17,29%), krankheitsbedingte Abwesenheit von Mitarbeitern (3,76%), Veränderung der Lieferketten (4,51%) und Einschränkung der Reisen (15,79%) beeinträchtigen die normale Geschäftsentwicklung vieler Unternehmen. Weitere zu berücksichtigte Folgen sind die Schließung von Fabriken oder die Einstellung der eigenen Produktion (5,26%). Bei dieser Frage sind die Ergebnisse relativ gleich geblieben, da der Einfluss des Virus die Unternehmen seit März gleichermaßen beeinflusst.

Trotz Quarantäne oder Entlassungen kümmern sich Unternehmen in dieser Situation um ihre Belegschaft. Eine Großzahl der Teilnehmer (22,98%) schicken ihre Mitarbeiter in Home Office. Andere Unternehmen beschränken Geschäftsreisen (19,25%), stellen medizinische Schutz- und Hygienematerialien zur Verfügung (24,84%), stornieren ihre Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen (20,50%), richten interne Kommunikationsnetze ein (11,18%) oder unternehmen verschiedene Maßnahmen im Rahmen ihrer Unternehmenskultur (1,24%). Vom 13.03.2020 bis 14.05.2020 erklärte die bulgarische Regierung den Ausnahmezustand wegen des Corona-Virus. Seit dem 15.05.2020 gilt in Bulgarien der epidemiologische Zustand. Für das Geschäftsumfeld in Bulgarien bleiben diesbezüglich einige Themengebiete offen. Nur 6,86% der Befragten sind daran interessiert, weitere Informationen zur staatlichen Lohnerstattung nach dem Infektionsschutzgesetz zu erhalten. Das zeigt einen Rückgang von 11%. Weitere 23,53% wünschen mehr Informationen über die Kurzarbeit und die Beratung bei „Force Majeure- Klauseln“. Unternehmen möchten Ratschläge zur Bereitstellung spezifischer Hilfe/Unterstützung (19,61%) und zum Umgang mit bereits infizierten Personen in ihrem Unternehmen (9,80%) bekommen. Die geschäftlichen Bedingungen für Rückgang von Geschäftsinitiativen und Veranstaltungen (9,80%) sind weiterhin unklar. Die Unternehmen fordern weiterhin mehr Transparenz über die Zuweisung von EU-Finanzmitteln, der Bereitstellung langfristiger Unternehmensunterstützung und die Spezifizierung von Branchen, in denen 60% der Gehälter auf Kosten des Staates übernommen werden (-14.65%), was einen Zuwachs von 12% darstellt.

Die Maßnahmen, die der Staat ergreifen sollte, umfassen laut Umfrageteilnehmer den Bürokratieabbau und die Vereinfachung der Prozesse (25,29%), die Erstellung eines Konjunkturprogramms (11,49%) und finanzielle Unterstützung (18,39%) sowie Steuervergünstigungen (10,34%). Zudem würden Unternehmen mehr konkrete Informationen zu den ergriffenen Maßnahmen von der Regierung (21,84%), die Ausdehnung von Exportkreditversicherungen (3,45%), die Eröffnung grüner Export- und Importkorridore, eine Senkung der Mehrwertsteuer und der Kraftstoffpreise und die Umsetzung weiterer KMU-Maßnahmen (9,20%) befürworten. Im Vergleich zum Anfang der Krise, wird deutlich, dass die Firmen weiterhin auf die staatliche Maßnahmen und Unterstützungen hoffen. Die wesentlichen Maßnahmen bleiben weiterhin, ein einfachес Antragsverfahren und finanzielle Hife. Die Blitzumfrage zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die bulgarische Wirtschaft gibt den Zustand und die Haltung von Unternehmen im Ausnahmezustand wieder, vergleicht die Situation von März bis zum heutigen Tage, betont jedoch auch die Erwartungen der Unternehmen an die Regierung als auch ihre Bereitschaft, diese mit konkreten Maßnahmen und verfügbaren Ressourcen zu unterstützen.

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