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Fachkräftemangel und Korruption - die Hauptherausforderungen für die Wirtschaft in Bulgarien

09.05.2019

Die Deutsch-Bulgarische Industrie- und Handelskammer führt seit 2005 jedes Jahr eine Konjunkturumfrage über das Geschäftsumfeld in Bulgarien unter ihren Mitgliedern durch. Die Umfrage weist auf die Herausforderungen für das Business in Bulgarien hin und markiert die Stärken des Landes als Investitionsstandort. Im Jahr 2019 nahmen insgesamt 85 Unternehmen an der Umfrage teil. Diese fand von Februar bis März statt, gleichzeitig in 15 Ländern Mittel- und Osteuropas. Der Anteil an KMUs die weniger als 250 Mitarbeiter haben ist 74%, die restlichen 26% sind große Unternehmen zugeteilt.

Die Mitglieder der DBIHK sind überwiegend bulgarische Unternehmen, welche sowohl Handels- als auch Investitionsbeziehungen zu Deutschland und deutsche Investoren in Bulgarien pflegen. Auf die Frage „Würden Sie heute wieder Bulgarien als Investitionsstandort wählen?“ antworteten 88% der befragten Unternehmen positiv, womit auch die Tendenz vom letzten Jahr bestätigt wird.

Die Mehrheit der Teilnehmer (51%) beurteilt die gegenwärtige Wirtschaftslage in Bulgarien als befriedigend. 57% der Befragten erwarten, dass sich die Geschäftslage ihres Unternehmens 2019 im Vergleich zum Vorjahr verbessern wird. Weitere 35% erhoffen sich eine positive Entwicklung des diesjährigen Exportabsatzes und 37% würden ihre Investitionsausgaben im Jahr 2019 erhöhen. Drastisch verändern sich die Erwartungen, wie sich die Entwicklung der bulgarischen Wirtschaft in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr verändert. Nur 25% der Teilnehmer glauben, es wird eine positive Entwicklung geben. Zum Vergleich: im Vorjahr waren es 44%.

Was die Zahl der Beschäftigten 2019 betrifft, planen 31% die Einstellung neuer Mitarbeiter, während 5% sich voraussichtlich von einem Teil ihrer Mitarbeiter trennen werden. 2018 hatten 48% der Befragten Neueinstellungen geplant und 7% Entlassungen. Beim Kriterium Zufriedenheit bezüglich der Arbeitskosten sank bei den befragten Unternehmen der Wert auf 39%, nachdem der Zufriedenheitsgrad 2018 noch mit 50% ausgewiesen wurde. 63% der Firmen finden es schwer Fachkräfte zu finden. Etwa 8,6% der Arbeitgeber planen Gehaltserhöhungen, je nach Branche zwischen 2 bis 30%. Im Dienstleistungssektor wird die größte Veränderung erwartet. Der Mangel an Fachkräften ist oft ein Stolperstein bei Geschäftsaktivitäten in Bulgarien. Er wirkt sich auf betrieblicher Ebene in niedrigerer Produktion aus, während die Personalkosten steigen.

39% der Befragten sind unzufrieden mit der Entwicklung des Strompreises und 47% sehen diese als durchschnittlich befriedigend.

Die Unternehmen äußern ihre größte Zufriedenheit über die EU-Mitgliedschaft Bulgariens – 89%. Auch die Anzahl an Befürwortern der „Einführung des Euros in Bulgarien“ steigt. Über die Hälfte – 53% sind damit einverstanden, weitere 31% teilen die gegenwertige Meinung. Die Hälfte der Befragten meint auch, dass der Ausstieg Großbritanniens aus der EU nicht direkt der Tätigkeit von Unternehmen in Bulgarien schaden wird.

Was die Infrastruktur betrifft, nimmt Bulgarien Platz 9 ein unter allen 15 Ländern in Zentral- und Osteuropa.

Die größte Unzufriedenheit der Unternehmen herrscht bei der Bekämpfung der Korruption. Ganze 62% der Befragten meinen, es sollten mehr Bemühungen investiert werden, um das Problem zu lösen. 54% sind unzufrieden mit der Transparenz der öffentlichen Vergabe.

Noch ein Jahr in Folge wird aufgezeichnet, dass das Vertrauen in die öffentliche Verwaltung steigt – 23% sind zufrieden. Was die politische und soziale Stabilität anbelangt befindet sich Bulgarien wieder über den Durchschnitt für Zentral- und Osteuropa – 31%.

Bulgarien befindet sich auf Top-Positionen innerhalb der anderen 15 Länder aus Zentral- und Osteuropa was Steuerbelastung/Steuersystem und Arbeitskosten betrifft.

Das Land erreicht den Tiefpunkt, wenn es um die Qualität der Ausbildung geht. Diese Zahlen sehen bei der Berufsausbildung nicht anders aus. Die Einführung von Praktiken des Dualen Systems, die in Deutschland angewendet werden und die Erschaffung qualifizierter Arbeitskräfte, die auf dem Markt notwendig sind, ergeben sich als mögliche Lösungen für Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Fachkräftemangel.

Deutschland ist der wichtigste Auslandsmarkt für die bulgarische Produktion. Im vergangenen Jahr beliefen sich die bulgarischen Exporte nach Deutschland auf 4,29 Mrd. EUR, ein Zuwachs von 12,3% gegenüber 2017. Die deutschen Importe nach Bulgarien beliefen sich 2018 auf 3,87 Mrd. EUR, oder 7,8% mehr als im Vorjahr. Daten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zeigen, dass der Handel zwischen Bulgarien und Deutschland im Jahr 2018 einen neuen Rekord erreichte: knapp 8,26 Milliarden Euro. Darüber hinaus übertrafen die bulgarischen Exporte nach Deutschland die Importe aus Deutschland, so dass Bulgarien nach 2013 und 2017 zum dritten Mal seit Beginn des Übergangs eine positive Handelsbilanz mit Deutschland aufweist.

Die Daten der Bulgarischen Nationalbank für 2018 zeigen einen Anstieg der deutschen Direktinvestitionen in Bulgarien: 184,7 Mio. EUR (Rang 2 nach den Niederlanden). Zum Vergleich: 2017 waren es 130,7 Millionen Euro.

Die aktuellen Daten zu Handel und Investitionen bestätigen die positive Einstellung von Unternehmern gegenüber dem Wirtschaftsstandort Bulgarien. Wenn es jedoch um bestimmte Faktoren im Unternehmensumfeld geht, erwartet die Wirtschaft entschlossenes Handeln - qualitativ hochwertige Bildung, Transparenz im öffentlichen Auftragswesen und Korruptionsbekämpfung.

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