DBIHK-Nachrichten

Blitzumfrage zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die bulgarische Wirtschaft

25.03.2020

(Durchgeführt von der AHK Bulgarien von 20.03. bis 23.03.2020)

Covid-19 tritt weltweit auf und die negativen Auswirkungen sind bereits vorhanden. Das Arbeitsumfeld ändert sich dramatisch und die bulgarische Wirtschaft muss sich an die neue Realität anpassen. 
Geschäftsinitiativen und -treffen, Messen, Veranstaltungen und Reisen werden abgesagt, Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt und strenge Maßnahmen ergriffen. Diese Blitzumfrage gibt einen Überblick über den aktuellen Stand dieser Situation bei den Mitgliedern der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer (DBIHK) in Bulgarien und  zeigt die Auswirkungen des Corona-Virus aus der bulgarischen Wirtschaft. 
Die Umfrage wurde vom 20.03.2020 bis 23.03.2020 durchgeführt und von 77 Mitgliedsunternehmen der AHK Bulgarien beantwortet. Dies sind überwiegend bulgarische Unternehmen, welche sowohl Handels- als auch Investitionsbeziehungen zu Deutschland und deutschen Investoren in Bulgarien pflegen. An der Umfrage nahmen Unternehmen aus verschiedenen Branchen teil: Dienstleistungen, Finanzen und Consulting (15%), Transport und Logistik (10%), IT und Software (14%), Maschinenbau (10%), Groß- und Einzelhandel (15%), Herstellung von Elektronik und Automotiv (8%), Medizintechnik und pharmazeutische Dienstleistungen (9%), Textilindustrie (8%), Herstellung und Verarbeitung von Metallen (3%) und Sonstige (8%).  
Die Mehrheit der Teilnehmer (30,77%) erwartet für 2020 einen deutlichen Umsatz-/ Einnahmenrückgang aufgrund des Corona-Virus. 23,08% der Befragten gaben an, dass sie die Situation und die Folgen, die auf sie zukommen, immer noch nicht abschätzen können. Die restlichen Unternehmen erwarten einen Rückgang von mehr als 10% (16,92%), mehr als 50% (18,46%) und einen geringen Rückgang von weniger als 10% (7,69%). Nur 3,08% der Teilnehmer erwarten nach dem Ende des Ausnahmezustands keinen Rückgang. 
In Bezug auf die zu ergreifenden unternehmerischen Maßnahmen, die während der Krise ergriffen werden, antworteten 31,13%, dass Sie ihre Mitarbeiter in unbezahlten oder bezahlten Urlaub schicken 
werden. 18,87% müssen einen Teil ihres Personals abbauen und weitere 17,92% werden ihre Produktionskapazität reduzieren, um zusätzliche Kosten zu sparen. Nur 16,04% der Unternehmen sind bereit, in Kurzarbeit zu gehen, während die restlichen 16,04% (sonstige) Maßnahmen wie Home Office, Arbeitsplatzumstrukturierung oder interne Umstrukturierung wählen. 
Auf die Frage "Spüren Sie bereits jetzt Auswirkungen des Corona-Virus auf Ihre Geschäfte in Bulgarien?“ antworteten 92,31% der Befragten mit "Ja" und nur 7,69% mit "Nein". Dieses Ergebnis wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, in der das Virus das Unternehmertum beeinflusst. 19,56% sind sich über zukünftige Geschäfte und/oder Investitionen nicht sicher. Die meisten Teilnehmer erleiden Verluste aufgrund von Absagen von Geschäftsinitiativen, Geschäftstreffen, Messen und Veranstaltungen (17,78%). Liquiditätsengpass (12,89%), Rückgang der Nachfrage nach eigenen Produkten (14,67%), krankheitsbedingte Abwesenheit von Mitarbeitern (12,44%), Veränderung der Lieferketten (11,56%) und Einschränkung der Reisen (9,78%) stören und behindern die normale Geschäftsentwicklung bei vielen Unternehmen. Weitere berücksichtigte Folgen sind die Schließung von Fabriken, Kündigung oder Einstellung von der eigenen Tätigkeit (1,33%). 
Trotz Quarantäne oder Entlassungen kümmern sich Unternehmen in dieser Situation um ihre Belegschaft. Die meisten Teilnehmer (21,67%) schicken ihre Mitarbeiter in Home Office. Andere Unternehmen beschränken Geschäftsreisen (20,6%), stellen medizinische Schutz- und Hygienematerialien zur Verfügung (21,06%), stornieren ihre Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen (20,00%), richten interne Kommunikationsnetze ein (14,17%) oder unternehmen verschiedene Maßnahmen im Rahmen ihrer Unternehmenskultur (2,50%). 
Am 13.03.2020 erklärte die bulgarische Regierung den Ausnahmezustand wegen des Corona-Virus. Für das Geschäftsumfeld in Bulgarien bleiben einige Themengebiete offen. 22,33% der Befragten sind daran interessiert, weitere Informationen zur staatlichen Lohnerstattung nach dem Infektionsschutzgesetz zu erhalten. Weitere 20% wünschen mehr Informationen über Kurzarbeit und Beratung bei „Force MajeureKlauseln“. Unternehmen möchten Ratschläge zur Bereitstellung spezifischer Hilfe/Unterstützung (19,81%) und zum Umgang mit bereits infizierten Personen in ihrem Unternehmen (6,80%) bekommen. Die geschäftlichen Bedingungen für den Rücktritt von Geschäftsinitiativen und Veranstaltungen (7,28%) sind weiterhin unklar. Die Unternehmen fordern mehr Transparenz über die Zuweisung von EUFinanzmitteln, der Bereitstellung langfristiger Unternehmensunterstützung und die Spezifizierung von Branchen, in denen 60% der Gehälter auf Kosten des Staates übernommen werden (2,91%). 
Die Maßnahmen, die der Staat ergreifen sollte, sind laut Umfrageteilnehmern: Bürokratieabbau und Vereinfachung der Prozesse (21,70%), Erstellung eines Konjunkturprogramms (20,85%) und finanzielle Unterstützung (16,60%) sowie Steuervergünstigungen (18,30%), mehr konkrete Informationen zu den ergriffenen Maßnahmen von der Regierung (15,32%) Ausdehnung von Exportkreditversicherungen (2,98%), Eröffnung grüner Export- und Importkorridore, eine Senkung der Mehrwertsteuer und der Kraftstoffpreise und die Umsetzung weiterer KMU-Maßnahmen (3,40%).  
Auf die Frage „Wie können Sie die bulgarische Regierung in dieser Situation unterstützen?“ erklärten sich 30% bereit, die Entwicklung und Formulierung spezifischer Maßnahmen zur Bewältigung der Situation und ihre nachträgiche Bereitstellung an den zuständigen Behörden zu unterstützen. Die Unternehmen zeigen Bereitschaft, Zuschüsse aus ihrer Produktion und ihren Dienstleistungen bereitzustellen (20%), Sozialfürsorge für die am stärksten betroffenen Gruppen (ältere Menschen) zu leisten, oder die operative Zentrale mit den erforderlichen Ressourcen zu unterstützen (10,00%). Andere sind bereit, Nothilfe (8,75%) oder finanzielle Unterstützung (2,50%) zu geben. Für 18,75% der Befragten sind die Beibehaltung des Arbeitsplatzes, Spenden und die Zahlung von Steuern und Gebühren die wichtigste Unterstützung, die sie der Regierung anbieten können. 
Die Blitzumfrage zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die bulgarische Wirtschaft gibt den Zustand und die Haltung von Unternehmen im Ausnahmezustand wieder, betont jedoch auch ihre Erwartungen an die Regierungl als auch ihre Bereitschaft, diese mit konkreten Maßnahmen und verfügbaren Ressourcen zu unterstützen. 
Die Ergebnisse im Detail hier